Weirichs Klare Kante
Immer wieder dieselben Lügen

28 Jahre lang trennte sie deutsche Landsleute voneinander. Mit dem 13. August 1961 verbindet sich das Datum des Berliner Mauerbaus. In diesen Tagen würde sich zum 61. Mal diese unmenschliche Aktion jähren, mit der die kommunistischen Machthaber in Ost-Berlin den ständig steigenden Flüchtlingsstrom von Ost nach West stoppen wollten. Einen Monat zuvor, im Juli 1961, hatte die Rekordzahl von 30 000 Menschen das „sozialistische Arbeiter-und Bauernparadies“ verlassen.
Wer weiß heute noch, was unter der vom „Spitzbart“ Walter Ulbricht ausgerufenen „Operation Rose“ zu verstehen war? In wahrscheinlich nur wenigen sozialkundlichen Unterrichtsstunden an Schulen wird diese Manifestation der deutschen Teilung reflektiert.
Dabei wäre in Zeiten des russischen Überfalls auf die Ukraine und der Gefahr eines erneuten Kalten Krieges mit dem Putin´schen Regime die Erinnerung an jenen Tag und seine Konsequenzen ebenso wichtig wie lehrreich. Zu den Parallelen gehört zuvorderst die Erkenntnis, Lügen und Versprechungen von Diktatoren nicht zu trauen. Hatte doch die Kreml-Führung Kriegsabsichten stets zurückgewiesen, obwohl sie ihre Truppen für alle Welt sichtbar an der ukrainischen Grenze massiert aufmarschieren ließ. Genauso hatte Ulbricht noch wenige Wochen vor dem 13.August 1961 der internationalen Presse zugerufen: “Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“.
In Wirklichkeit hatte er seinen späteren Nachfolger, Erich Honecker, bereits zum Exekutor der Trennung bestimmt. Der ließ Grenzpolizei und Volkspolizisten, Mitglieder der Kampfgruppen der Arbeiterklasse und Soldaten der Nationalen Volksarmee die Sektorengrenzen nach Westberlin und den Berliner Außenring abriegeln. Überall wurden Panzersperren und Stacheldrahtverhaue errichtet.
Das staatliche Gedenken an diesen bedeutenden Tag der deutschen Nachkriegsgeschichte ist blamabel dürftig. Interessant ist die zur 100. Wiederkehr des Geburtstages von Egon Bahr, einem der Architekten von Willy Brandts Ostpolitik, veranstaltete Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Bahr hatte als Rias-Journalist beim Volksaufstand am 17. Juni 1953 reportiert, beim Mauerbau acht Jahre später war er Sprecher des Berliner Senates. Unerschütterlich glaubte er bis an sein Lebensende an den politischen Wandel durch Annäherung und Handel. Putins Krieg widerlegt auch diese Hoffnung.
Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.
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