Trendwende oder Aus bei der Linken?

Autor Dieter Weirich

„Feind, Erzfeind, Parteifreund“, in keiner Partei ist diese bösartige, Verfall markierende Steigerung aktueller als bei der Linken, die auf ihrem Bundesparteitag in Erfurt Auswege aus ihrer Krise finden und einen Neustart wagen will. Bei der Bundestagswahl knapp an der Fünf-Prozent-Grenze gescheitert, mit drei Direktmandaten aber dennoch soeben ins Parlament gekommen, befindet sich die extreme Linke im Überlebenskampf. Bei den Landtagswahlen im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen reichte es nicht zum Einzug in die Landtage, die Umfragen signalisieren weiteren Niedergang.

Betrachtet man sich das innerparteiliche, oft unversöhnlich klingende Gezänk in den sozialen Medien, besteht die in demokratischem Gewand agierende Nachfolgeorganisation der einstigen DDR-Staatspartei SED in der DDR aus zwei Parteien. In Fragen der Außen-und Sicherheitspolitik gespalten, entzündet sich der Streit an der linken Ikone Sarah Wagenknecht, der Partnerin von Oskar Lafontaine, der gerade an der Saar von der Wahl der eigenen, der von ihm einst selbst mit aus der Taufe gehobenen Partei abgeraten hat.

Wagenknecht passt die ganze Richtung nicht. Für sie kümmert sich die Partei zu stark um die akademischen Milieus, vernachlässigt ihre Kernzielgruppen. Umstritten ist freilich ihre Linie in der Ukraine-Frage, wo der NATO und dem Westen eine Mitschuld am Krieg zugewiesen und Verständnis für Putin aufgebracht wird.

Eine neue Führung soll die Trendwende schaffen. Die jetzige Vorsitzende, Janine Wissler, will wieder kandidieren. Sie gilt als sogenannte „Bewegungs-Linke“. So werden Politiker bezeichnet, die über Strömungen in den sozialen Medien Einfluss zu nehmen versuchen.

Die eloquente Südhessin hat durchaus Rückhalt, ist aber wegen der erfolglosen Führung der vergangenen Jahre und eines Sexismus-Skandals in ihrem Landesverband angeschlagen. Mit der jungen niedersächsischen Landeschefin Heidi Reichinnek, die ihr in Abneigung verbunden ist, hat sie eine ernst zu nehmende Gegenkandidatin.

Als Retter der Partei sieht sich der Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann, ein fleißiger Gefolgsmann Wagenknechts, der mit dem Direktmandat in Leipzig der Linken zum Sprung ins Bundesparlament verhalf. Neben ihm kandidiert noch der Europapolitiker Martin Schirdewan. Mal sehen…

 

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