Nordlicht als Hoffnung

Autor Dieter Weirich

Herausstellung ihrer Wirtschaftskompetenz und mehr Einfluss von Frauen in Spitzenpositionen – diesen beiden Zielen der Union zur Regeneration in der Opposition könnte die CDU am Samstag mit einer Wahl der ostfriesischen Abgeordneten Gitta Connemann zur Vorsitzenden der Mittelstands-und Wirtschaftsunion (MIT) entsprechen. Die bei der Bundestagswahl zum sechsten Male direkt wiedergewählte Parlamentarierin würde damit Nachfolgerin von Carsten Linnemann, der nach acht Jahren an der Spitze der mit 25 000 Mitgliedern außerordentlich einflussreichen Vereinigung nicht wieder antritt.

Connemann steht vor einer harten Kampfabstimmung mit ungewissem Ausgang, wenngleich Insider sie bei dem unter dem Motto „Neustart“ stehenden digitalen Treffen von 500 Delegierten knapp in Front sehen. Ihr Konkurrent ist der vom Landesverband Nordrhein-Westfalen vorgeschlagene und vom dortigen Ministerpräsidenten Henrik Wüst stark promovierte Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek, der bisherige Beauftragte des Bundeswirtschaftsministers für start ups und Beauftragte der Bundesregierung für Luft-und Raumfahrt. Er hat sich vor allem als digitalpolitischer Sprecher des Mittelstands profiliert.

Ursprünglich war die Brandenburger Abgeordnete Jana Schimke noch im Gespräch. Mit ihrer Parteifreundin Connemann in ordnungspolitischen Vorstellungen deckungsgleich, verzichtete die ostdeutsche Mandatsträgerin aber auf eine Kandidatur.
Connemann, von ihrem hessischen Fraktionskollegen Klaus Peter Willsch als „Nordlicht der Hoffnung“ etikettiert, stünde mit ihrer Wahl vor einem starken Karriereschub. Als ministrabel galt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion schon lange. Der Regionalproporz mit der starken Repräsentanz von der inzwischen zur Chefin der EU-Kommission avancierten Niedersächsin Ursula von der Leyen dürften Connemanns Aufstieg ins Kabinett allerdings ebenso beeinträchtigt haben wie ihre oft sehr selbstbewussten und eigenwilligen Positionen in Grundsatzfragen. So stimmte sie sowohl gegen die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns als auch den Atomausstieg. Für die MIT Niedersachsen gilt sie als „Top-Besetzung“.

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig. 

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