Schwarzer Humor

Autor Dieter Weirich

Am 11.11. um 11:11 Uhr beginnt in einigen Regionen die „fünfte Jahreszeit“, landsmannschaftlich unterschiedlich Karneval, Fasching oder Fassnacht genannt. Mit Mundschutz und Distanz. Kann man da närrisch sein ? Mal sehen.
Köln ist unbestritten eine der Karnevals-Hochburgen des Landes. Im Gegensatz zu Ostfriesland, wo eher ein bescheiden stimmungsvoller Karneval mit freilich tollen Kostümen, roten Clownsnasen und sonstigen kreativen Verkleidungen gefeiert wird. Clevere Tourismus-Strategen in Ostfriesland werben für eine „Auszeit vom Karneval an der Nordsee“.
Köln ,wo ich zwölf Jahre meines Lebens verbracht habe, sei mehr ein Lebensgefühl als eine Stadt, wird behauptet. In der Tat, die Bürger der Domstadt lieben ihre Heimat trotz zahlreicher unübersehbarer Schwächen. Wenn der Schlachtruf „Kölle alaaf“ ertönt, machen sich viele im Ausland lebende Kölner zu einer „närrischen Tournee“ zu ihren Ursprüngen auf.
Schwarzen Humor scheint Köln, dessen Stadtverwaltung mit über 20 000 Mitarbeitern ausgestattet ist, in dieser Saison provozieren zu wollen. So hat die Stadtverwaltung jetzt einen 56 Seiten umfassenden „Leitfaden für wertschätzende und gendergerechte Kommunikation“ mit „Gendersternchen und Binnen I“ vorgelegt. Dieses Opus, das aus Fußgängern „Zufußgehende“ macht und aus religiösen Gründen statt „froher Weihnachten“ „frohe freie Tage“ empfiehlt, eignet sich für starke Büttenreden.
Eigentlich hat die alte Kölner Weisheit, dass „jeder Jeck anders“ ist, ewige Gültigkeit. Im amtlichen Kölner Neusprech wird nun humorlos darauf verwiesen, dass dieser Erfahrungswert nur Männer, nicht aber Frauen und Diverse einbeziehe.
Eine glühende Verfechterin dieses Kölner Umerziehungsprogramms ist Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Jene Frau, welche nach der turbulenten Kölner Silvesternacht 2015 mit sexuellen Übergriffen ihren Geschlechtsgenossinnen geraten hat, arabische Antänzer „mit einer Armlänge Distanz“ fern zu halten. Damit hat sie nicht nur die Lachmuskeln der Kölner strapaziert. Gleichzeitig rühmt sie sich progressiver Integration, weil in Köln Muezzine bald zum Gebet in der Moschee aufrufen dürfen.

Na denn: Kölle alaaf . Und sei es auch mit schwarzem Humor.

 

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert immer donnerstags mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig. 

 

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