Sonder- oder Holzweg

Dieter Weirich

In Dubai mühte sich eine Art „Öko-Uno“ sich in langen Diskussionsrunden. Die Rede ist von der sogenannten COP 28, einer ím Grunde wirklich sinnvollen Weltklimakonferenz, auch wenn man über das kostspielige Mammut-Format streiten mag.

Deutschland beteiligte dort sich bei der Gründung eines Klimaclubs gleichgesinnter Staaten zur Erschließung von erneuerbaren Energien, der die Wettbewerbschancen der europäischen Exportindustrie stärken soll. Als eine Art Musterschüler wollte man die Klassenbesten sammeln.

Mit Neugier, aber noch mehr Unverständnis sehen viele Staaten die deutsche Strategie der schnellstmöglichen Elektrifizierung mit der Beschränkung auf Wind und Sonne als Energiequellen. Dieser Sonderweg wird konterkariert von der Absicht von knapp zwei Dutzend Staaten, die Nutzung von Kapazitäten nuklearer Energieträger zu verdreifachen – darunter die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Japan und Frankreich.

Zu wenig Beachtung schenkt die Bundesregierung auch der Entwicklung synthetischer Kraftstoffe, hat sich Technologieoffenheit in Deutschland doch zu einem Fremdwort entwickelt. Fertige unternehmerische Konzepte zur Abspaltung und Nutzung der Lagerung von CO2 werden außerdem hierzulande eher behindert als vorangetrieben. Dieser „monothematische Öko-Aktivismus“ muss uns besorgt machen.

Statt sich Gedanken darüber zu machen, wie man die Rohstoffarmut aus eigener Kraft vermindern kann, wird nach verflüssigten Gasimporten aus der ganzen Welt Ausschau gehalten. Dabei hat die Monopolkommission erst jüngst darauf aufmerksam gemacht, dass LNG- Gas durch die Verflüssigung und anschließenden Überseetransporte mit einem großen Energieaufwand und damit auch hohen CO2-Emissionen verbunden ist. Ein Ersatz könnte das heimische Fracking bieten.

Deutschland verfügt über die viertgrößten Schiefergasvorkommen Europas, könnte jährlich fünf bis zehn Milliarden Kubikmeter aus nicht konventionellen Lagerstätten fördern, was 2022 sechs bis zwölf Prozent des deutschen Verbrauchs ausgemacht hätte. Statt die heimischen Vorkommen in Blick zu nehmen, problematisiert man die möglichen Gefahren, macht sich lieber auf lange Zeit von den weltweit größten Flüssiggas-Produzenten abhängig. Die Industrie versucht man, mit Subventionsansagen zu besänftigen…   

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

 

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