Zivilcourage für Werte    

Dieter Weirich

Wenn soeben, am 20. Juli, dem 79. Jahrestag des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, des Mutes der Männer und Frauen um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gedacht wurde, war und bleibt dies zugleich ein Auftrag an uns alle, das kostbare Gut der Demokratie zu schützen und uns gegen jegliche Form von Autoritarismus und Totalitarismus zu stellen. Der 20. Juli 1944 hat sich als Datum des „gescheiterten Tyrannenmords“ in die deutsche Freiheitsgeschichte eingebrannt.

Das Attentat auf den grausamen Diktator Adolf Hitler misslang, die Widerstandskämpfer wurden noch in derselben Nacht hingerichtet, die Gestapo nahm tausende Regimegegner fest, im „Volksgerichtshof“ übte Karl Roland Freisler als Werkzeug der Unrechtsjustiz sein blutiges Handwerk aus.

Die jüngste Zeit hat uns in der Welt mit dem Krieg in der Ukraine, aber auch dem Vormarsch autokratischer Systeme in der geopolitischen Weltordnung und einer Zunahme des Radikalismus im eigenen Land gezeigt, wie wichtig es ist, die Freiheit zu verteidigen. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss immer wieder neu gefestigt werden. Sich einzumischen, Zivilcourage zu zeigen und sich zu engagieren, wenn es darum geht, die Werte der Verfassung zu verteidigen.

Die Widerstandskämpfer waren frei von eigennützigem Streben nach Geld, Macht und Ruhm, sie wollten das massenhafte Sterben im aussichtslosen Kampf an der Front, in Konzentrationslagern und im Bombenhagel der Luftangriffe beenden und eine neue demokratische Ordnung begründen. Sie handelten aus übergesetzlichem Notstand. Wie schwer es die Demokratie hatte, im Deutschland der Nachkriegszeit anzukommen, zeigt die Tatsache, dass Teile der Bevölkerung die Attentäter des 20. Juli noch lange als Verräter betrachteten.

Aus dem antiken Griechenland stammt die Erkenntnis, dass die Beseitigung von Gewaltherrschaft für das menschliche Zusammenleben nutzbringend ist. Der erste Tyrannenmord, 514 vor Christi auf die despotischen Brüder Hippias und Hipparchos, gilt als Geburtsstunde der Demokratie in Athen. Was Diktatoren das Leben erleichter

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

 

t und es der Demokratie erschwert, ist die Gleichgültigkeit der wegschauenden „Ohnemichels“, die glauben, dass eine freiheitliche Zukunft ohne eigene Anstrengungen gottgegeben sei.

 

 

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