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Wenn aus Vernunft Unsinn wird

Die verbreitete Ansicht, Goethe sei, anders als etwa Schiller, ein unpolitischer Schriftsteller gewesen, ist verkehrt. Goethes Werk ist reich an politischen Grundeinsichten, über die nachzudenken sich selbst dann lohnt, wenn der Dichter sie dem Teufel in den Mund legt. Es ist Mephistopheles, der in Faust I dem Schüler Bedenkenswertes vorträgt: "„Es erben sich Gesetz und Rechte wie eine ew´ge Krankheit fort; Sie schleppen von Geschlecht sich zu Geschlechte und rücken sacht von Ort zu Ort. Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage“. Goethe formuliert hier eine Anforderung, die der Politik als unerlässliches Minimum gelten sollte. Nämlich immer wieder das, was man einmal für richtig angesehen und in Gesetze gegossen hat, auf den Prüfstand zu stellen. Leider wird die Regel selten beachtet - sei es aus Trotz, Trägheit oder ideologischer Verbohrtheit. Ein Lehrbeispiel ist die Asylpolitik.
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Ticken wir noch richtig?

Ticken wir eigentlich noch richtig? Dieses Land und seine Gesellschaft. Also tatsächlich: Wir. Nehmen wir als aktuelles Beispiel Israel und darüber hinaus „die Juden“ überhaupt. Nehmen wir, speziell, den Begriff „Antisemitismus“ und die Geschehnisse drumherum. Etwa die dringende Mahnung von Sicherheitsbehörden, aber auch jüdischen Verbänden, man solle in Deutschland besser nicht öffentlich die traditionelle Kippa (das Käppchen) tragen, um der Gefahr zu entgehen, auf der Straße angepöbelt zu werden oder gar Gewalt zu erfahren. Jüdische Fußballvereine tragen momentan ihre Spiele unter Polizeischutz aus, weil sie Drohungen erhalten. Und Eltern judäischen Glaubens schicken ihre Kinder (falls überhaupt) nur noch unter Ängsten in die Kitas und Schulen. Schmierereien, beispielsweise an Synagogen und auf Grabsteinen sind ohnehin seit langem so alltäglich geworden, dass Berichte darüber kaum noch Aufmerksamkeit finden. Was ist los in Deutschland?
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Angemerkt

Putin und sein “Heiliger Krieg”

Der seit mehr als einem Jahr tobende Angriffskrieg Wladimir Putins gegen die Klein-Russen in der Ukraine fällt in der Prioritätenskala öffentlichler Aufmerksamkeit zurück. Unsere Medienschaffenden scheinen die Überzeugung zu entwickeln, dass dieser Krieg dabei sei, zum gewohnten Zustand der Geopolitik zu werden, dem man nicht mehr umfangreiche Beachtung schenken sollte. Nichts ist so falsch wie diese Annahme. Denn der 100.000-fache Tod auf Seiten der überfallenen Ukrainer, aber auch der russischen Invasoren müsste vorrangiges Thema jeder Massenkommunikation sein. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die russischen Medien diese menschliche Katastrophe vollständig unterschlagen.
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Gesellschaft

Mehr als Folklore

Es ist Bewegung gekommen in die Westbalkanpolitik. Das zeigt in den letzten Wochen und Monaten allein schon der dichte Zeittakt von Besuchsreisen und politischen Zusammenkünften in unterschiedlichen Formaten. Der Grund dafür liegt zweifellos in erster Linie in Russlands Krieg gegen die Ukraine sowie dem daraus resultierenden veränderten geopolitischen Blick auf Südosteuropa.
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Gesellschaft

Europas Kubakrise

Diesen Monat tagt in New York die Zehnte Überprüfungskonferenz des Nichtverbreitungsvertrags (Non-Proliferation Treaty, NPT). Das Staatentreffen, das ursprünglich im April 2020 stattfinden sollte, wurde wegen der Corona-Pandemie viermal verschoben. In dieser Zeit hat sich mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die politische Großwetterlage so verschlechtert, dass Fortschritte in der Abrüstung und Nichtverbreitung von Nuklearwaffen kaum noch möglich scheinen.
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Angemerkt

Angst

Angst, hatte einst (vergeblich) Bundeskanzler Helmut Schmidt seinen SPD-Genossen versucht beizubringen, sei ein schlechter Ratgeber. Denn Angst kann den eigenen Willen lähmen, kann selbstbestimmtes Handeln verhindern. In den 70-er und 80-er Jahren waren Massen-Demos in Westdeutschland gegen die so genannte Nachrüstung an der Tagesordnung. Geschichte? Vergangenheit? Heute drohen Wladimir Putin und sein Außenminister Lawrow erneut mit der atomaren Keule, um die westlichen Hilfen für die überfallene Ukraine zu stoppen. Bisher ist das von Moskau erhoffte Verhalten hierzulande ausgeblieben. Aber so ganz auf unfruchtbaren Boden ist die Saat der Angst auch nicht gefallen.
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Weirichs Klare Kante

Die Bundesministerin für Selbstverteidigung, Christine Lambrecht, befindet sich in einer Abwehrschlacht, deren Ende leichter als der Ausgang des Ukrainekrieges vorauszusagen ist.  Waren es zum Auftakt Kommunikations-Pannen zu den Waffenlieferungen der zögerlichen Deutschen, folgten fortan zahlreiche, Kritik auslösende, optische Petitessen - von den langen, lackierten Fingernägeln bis zu den Stöckelschuhen im Kontrast zu soldatischen Springerstiefeln. Wie Lange wohl wird Olaf Scholz die Dame noch im Amt halten können?
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