Mit „Pech-Mariechen“ hat nun auch das Bonner Umland einen Regional-Krimi

Von Gisbert Kuhn

Autor Wilfried Lülsdorf

Der Trend war schon seit längerem zu erkennen – Krimis mit regionalem Bezug sind, fraglos, „in“. Was der einstige Journalist und spätere Schriftsteller Michael Preute vor etlichen Jahren unter dem Pseudonym Jacques Bernsdorf sehr erfolgreich mit Bezug auf die Eifel begann, hat mittlerweile in nahezu allen deutschen Landschaften eifrige (und nicht selten auch begabte) Nachfolger gefunden. Und nun auch der nördliche Mittelrhein – genauer: die einstige Bundeshauptstadt Bonn mit ihrem engeren Umfeld links und rechts des Rheins und der Verbandsgemeinde Wachtberg im Zentrum des Geschehens.

Das ist kein Wunder. Denn der Autor, Wilfried Lülsdorf, wohnt selber mit seiner Familie in Wachtberg. Bis zur Jahrtausendwende hatte er als Wirtschaftsjournalist für namhafte Medien in der ganzen Republik gearbeitet. Und worüber schreibt es sich am einfachsten und damit auch überzeugendsten? Na klar – über Dinge, die man selbst bestens kennt. Also sind die Hauptpersonen, ist vor allem die Hauptfigur des Romans, Alexander Hopp, in und um Wachtberg angesiedelt. Und, nicht zuletzt, ist dieser Alexander Hopp (sozusagen der Chef-Protagonist, also) natürlich ebenfalls Journalist. Nämlich freiberuflicher Reporter unter anderem des Kölner Boulevard-Blattes „Kurier“, in dem Kenner selbstverständlich sofort den „Express“ erkennen. Außerdem trifft es sich für das weitere Geschehen gut, dass Hopps Lebenspartnerin als Hauptkommissarin bei der Bonner Kriminalpolizei tätig ist.

Lülsdorfs kriminal-literarisches Erstlingswerk mit dem Titel „Pech-Mariechen“ ist – keine Frage – in erster Linie etwas für Kenner. Nämlich für Kenner des relativ eng begrenzten Gebiets um Bonn. Denn nur wer weiß, dass das unweit von Bad Godesberg gelegene linksrheinische Dörfchen Pech ein Ortsteil von Wachtberg ist, wird den Bezug auf den einstigen, bis zu seinem Tod dort wohnenden, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher verstehen. Für Insider ist die Lektüre von „Pech-Mariechen“ auch deswegen vergnüglich, weil sie mühelos herausfinden, wer wirklich hinter dem Fotografen Otto Springer steckt und wie die Kneipe „Kupferklause“ tatsächlich heißt, in der sich das im Text mehrfach erwähnte verschworene Klübchen von 1-FC-Köln-Anhängern regelmäßig trifft.

Aber auch „Outsidern“ würde der Krimi gefallen. Denn mit der genauen geografischen Beschreibung der mittelrheinischen „Tatregion“ weckt Lülsdorf bei „auswärtigen“ Lesern Lust und Neugier auf das „Drachenfelser Ländchen“, auf den „Drachenfels“, auf Bonn – na, eben auf die ganze kleine Welt um die frühere Hauptstadt. Das Buch ist leicht zu lesen; mithin gerade jetzt in der Sommerzeit eine angenehme Ferienlektüre. Im Zentrum steht die Suche nach erst einem und dann sogar zwei verschwundenen jungen Mädchen. Besteht zwischen den beiden – sich getrennt voneinander abspielenden – Fällen möglicherweise ein Zusammenhang? Vielleicht sogar zu einem Gewaltverbrechen, das sich bereits von langer Zeit ereignete?

Man merkt, der Autor hat Freude am dramaturgischen Verknüpfen von Geschehnissen und selbstverständlich auch an deren Aufdröselung am Ende. Das Buch ist flüssig geschrieben und eingängig zu lesen. Vor allem für Bonner und solche, die es noch werden wollen.

 

 

Verlag: CMZ -Verlag und Versandbuchhandlung

ISBN 978-3-87062-347-0

Wilfried Lülsdorf

Pech-Mariechen

Ein Wachtberg-Krimi (Entführung im Wachtberger Ländchen)

13,00 Euro

211 Seiten

E-Mail: info@cmz.de

 

 

 

 

 

 

 

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