Musk-Ball“ paradox
Weirichs Klare Kante
Er will auf dem “Mars sterben, aber nicht bei der Landung“. Vorher möchte der exaltierte Tech-Milliardär Elon Musk aber noch die “ Menschheit und die Welt verändern“ sowie der in Teilen rechtsextremistischen AfD bei der Bundestagswahl am 23.Februar zum Sieg verhelfen.
„Clown, Genie, Provokateur und Visionär“ nennt das Time-Magazin den reichsten Mann der Welt, der sich jetzt in den deutschen Wahlkampf einmischt, weil er nur in der AfD die Rettung für die ins Rutschen geratene Bundesrepublik sieht.
Dabei geizt der Inhaber der Media-Plattform X nicht mit Beleidigungen für das politische Spitzenpersonal. Bundeskanzler Scholz ist für ihn ein “inkompetenter Dummkopf“, Wirtschaftsminister Habeck ein Narr, Bundespräsident Steinmeier ein “antidemokratischer Tyrann“.
Jetzt soll voraussichtlich in einem sogenannten X-Space – ein öffentlich zugängliches Format für Live-Gespräche“ auf X – ein globales Interview mit der AfD-Chefin Weidel über die Bühne gehen. Musk hat in seinem sozialen Medium 210 Millionen Follower.
Ob sich der Trump-Vertraute und „Twitter-Rüpel“ mit dem offenen Antiamerikanismus der von ihm favorisierten Partei beschäftigt hat? Björn Höcke sieht die USA als “raumfremde Macht in Europa“. In ihrer Zuneigung zu Russland ist für die meisten Parteigänger der deutschen Rechtsaußen Washington die ungeliebte Weltmacht.
Die Wahlhilfe des Tesla-Unternehmers ist für die Aufmerksamkeitsökonomie der AfD dennoch unbezahlbar, will sich Weidel doch am kommenden Wochenende im sächsischen Riesa beim AfD-Bundesparteitag zur Kanzlerkandidatin krönen lassen.10 000 Gegendemonstranten werden zu diesem Treffen erwartet, bei dem auch die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die Rückkehr zu tradierten Familien-Modellen und die Neuaufstellung der aufgelösten AFD-Nachwuchsorganisation als „Patriotische Jugend“ beschlossen werden sollen.
Die deutsche Politik übt sich derweil in den bekannten Pawlowschen Reflexen, empört sich, fordert schärfere Regulierung für X. Die Tucholsky-Empfehlung „Nicht einmal ignorieren“ wäre der intelligentere Ratschlag.
Musk scheint in der deutschen Politik eine Vorliebe für Verlierer zu haben, setzte er doch bei der letzten Wahl auf den krachend gescheiterten Armin Laschet.
Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.
Schreibe einen Kommentar