In Wachtberg ist der Teufel los
Neuer Regionalkrimi aus dem beschaulichen „Drachenfelser Ländchen“
Rezension von Gisbert Kuhn
In Wachtberg ist wieder einmal der Teufel los. Also, eigentlich aufregend ist es vor allem in Pech. Pech, wiederum, ist eines von insgesamt 13 Dörfern, die seit geraumer Zeit die Großgemeinde Wachtberg mit ihren rund 21 000 Einwohnern im linksrheinischen „Drachenfelser Ländchen“ oberhalb der einstigen Bundeshauptstadt Bonn bilden. Schon die weit in die Historie reichende Geschichte um die Namensgebung des „Ländchens“ böte Stoff für eine spannende Erzählung. Richtig aufregend aber wird es, wenn ein in Pech lebendes Musikerpaar das Pech hat, dass ihm wertvolle Instrumente geklaut werden.
Ein neuer Fall für den freiberuflichen Boulevard-Reporter Alexander Hopp, das Geschöpf (oder besser: der literarische Busenfreund) von Wilfried Lülsdorf. Dieser, der das Glück hat, selbst in Pech zu leben, hat sich vor Kurzem mit „Künstler Pech“ zum zweiten Mal in die Riege der deutschen Regional-Krimi-Autoren eingereiht. Als gelernter Journalist hat Lülsdorf natürlich gelernt, exakt zu recherchieren. Alle beschriebenen Örtlichkeiten sind daher stimmig. Deshalb fällt es mittelrheinischen Zeitgenossen auch leicht, dem nach Stories jagenden Reporter Hopp und seiner Lebensgefährtin Jana Jäger (ihres Zeichens Hauptkommissarin bei der Bonner Kripo) bei deren beruflichen Kalamitäten und privaten Spannungen genussvoll zu folgen.
Natürlich löst der erfahrene Spurenjäger Hopp den verschlungenen Fall. Aber – wie auch schon in Lüldorfs Erstlingswerk „Pech Mariechen“ – selbstverständlich nicht allein. Sondern zusammen mit seinem besten Freund, dem Fotografen Otto Springer, dessen literarisches Pseudonym von Kennern genauso leicht zu lüften ist wie das des Kneipenwirts Klaus Kupfer und dessen gleichnamiger Klause. Diese regionale Intimität aber gibt dem Werk für seine Leser noch zusätzliche Würze. Die gemeinsame fußballerische Liebe des Autors und seiner Freunde zum „Effzeh“ – also zum Kölner „Geißbock-Klub“ – klingt dabei genauso an wie die kritische Beschäftigung mit Auswüchsen des Boulevard-Journalismus`.
Natürlich wird hier die Story um die gestohlenen Musikinstrumente sowie der verschlungene Verlauf der zahlreichen kriminellen Verwicklungen und die amüsante Beschreibung von diversen Charakteren der Bonner Kripo bis hin zur Aufklärung nicht verraten. Nur so viel: Das Schmökern im „Künstler Pech“ ist höchst vergnüglich. Denn, keine Frage, Reporter Alex Hopp bringt mit seiner ausgeprägten Spürnase und seinem komplizierten Liebesleben ordentlich Leben in das beschauliche „Drachenfelser Ländchen“.
Wilfried Lülsdorf
Künstler Pech
CMZ-Verlag, Rheinbach
228 Seiten Paperback
ISBN 978-3-87062-357-9
€ 15,00
Schreibe einen Kommentar