Im Ländchen ist der Teufel los
„Pechvogel“ – drittes Werk von Bonn-Krimi-Autor Wilfried Lülsdorf mit erster Leiche
Von Gisbert Kuhn

Das Drachenfelser Ländchen ist das, was gemeinhin „idyllisch“ genannt wird. Etwas erhöht auf der linken Rheinseite vor den Toren der einstigen Bundeshauptstadt Bonn gelegen, ungeachtet des regen Zuzugs nicht gerade unbegüteter Stadtflüchtlinge noch immer dörflich besiedelt und landwirtschaftlich geprägt sowie an ausladende Waldgebiete grenzend, ist es geradezu ein Dorado für Ausflügler, Radler, Wanderer oder Jogger. Kurz, eine angenehme Landschaft zum Erholen und Entspannen. Doch mit einem Male ist ausgerechnet dort der Teufel los.
Zumindest im unlängst erschienenen, jüngsten Opus des Wachtberger Regional-Krimi-Autors Wilfried Lülsdorf. „Pechvogel“ heißt das Werk. Es ist sein mittlerweile drittes nach „Pech Mariechen“ und „Künstlerpech“. Bisher kamen die spannungsgeladenen Stories ohne Leichen aus. Jetzt lässt der Thrillerpoet zur Erhöhung des Lesefiebers erstmals einen Toten. Natürlich ist bei Lülsdorf das Titelwortspiel mit dem Begriff „Pech“ kein Zufall. Denn genau so heißt der seit einigen Jahren in der Verbandsgemeinde Wachtberg integrierte Ort, in dem sich großenteils das turbulente Geschehen abspielt.
Der Inhalt soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Es geht um Sex und Crime, um Prahlen mit kleinbürgerlichem Neureichtum und deutliche Ungereimtheiten in maßgeblichen kommunalen Amtsstuben, um Erpressung und vergebliche Liebe, um kriminalistische Kleinarbeit und journalistische Akribie. Exakt hier ist der Autor natürlich in seinem Element. Lülsdorf hat viele Jahre in den Redaktionen bedeutender Blätter gearbeitet und kennt entsprechend sowohl die Tricks als auch die Knochenarbeit genauer Recherche. Wenn er also seinen Hauptprotagonisten Alexander Hopp auf Spurensuche schickt, dann bewegt er sich auf sicherem Terrain.
Überhaupt ist (natürlich neben der für einen Krimi unerlässlichen Spannungsaufbau) die Genauigkeit ein herausragendes Merkmal von Lülsdorfs Werken. Das gilt für die Exaktheit der Ortsbeschreibungen genauso wie für die Charakterisierung seiner „Helden“. Das macht die Lektüre der bisherigen drei „Pech“-Bücher speziell amüsant für Leser aus Bonn und dessen näherer Umgebung. Denn sie können sich auf Spurensuche begeben, sich sozusagen vor (Tat) Ort den vermeintlichen oder tatsächlichen Tätern auf die Fersen setzen. Es ist nicht schwer, die Stammkneipe der Hauptdarsteller und deren Wirt herauszufinden. Und auch der für die Verbrechens-Aufklärung unverzichtbare Fotograf Otto Springer ist für Kenner unschwer zu identifizieren.
Wie schon „Pech Mariechen und“ und „Künstlerpech“ ist auch „Pechvogel“ wieder flüssig geschrieben und daher leicht zu lesen. Ein echtes Mitnehmsel in den Urlaub zur Entspannung in einer Hängematte oder einem Liegestuhl bei einem Glas kühlen Wein. Vielleicht trägt Wilfried Lülsdorf ja noch Ideen für ein weiteres „Pech“-Stück mit sich herum. Es träfe gewiss auf eine geneigte Leserschaft.
Wilfried Lülsdorf
Pechvogel
Ein Wachtberg-Krimi
cmz-Verlag, Rheinbach
215 Seiten
Paperback
ISBN 978-3-87062-363-0