Frieden nur durch Stärke
Weirichs Klare Kante
„Der Friede ist das Meisterwerk der Vernunft“. Dieses Zitat des Philosophen und Denkers der Aufklärung, Immanuel Kant, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr ansteht, sollte als Appell für die Akteure im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine stehen. In diesen Tagen des sinnlosen Mordens von Putin und seinen Schergen lohnt sich ein Blick in das den Titel „Vom ewigen Frieden“ tragenden Standardwerks des Königsberger Professors für Logik und Metaphysik, dessen Gedanken weltweit beachtet wurden und sogar in die Charta der Vereinten Nationen Eingang gefunden haben.
Für Kant ist der Frieden kein Naturzustand, die Selbstbestimmung der Nation dabei von überragendem Wert. Die Schaffung von Frieden ist laut Kant seltener das Werk von Menschen als „eine waltende Vorsehung, dass am Ende das Recht zuletzt die Obergewalt erhält“. Das Ziel des Friedens ist allerdings nicht nur der Sehnsuchtsort jedes vernünftigen Menschen, es animiert auch Politiker, Militärs und sogar den Heiligen Vater zum Rabulismus, also zum Verdrehen von Sachverhalten, zur Täuschung und Verwirrung.
Wenn Papst Franziskus der Ukraine den „Mut zur weißen Fahne“ wünscht und zu Verhandlungen mit Russland aufruft, dann muss er wissen, dass der Heilige Stuhl die Unterwerfung eines angegriffenen Volkes unter einen imperialistischen Diktator hinzunehmen bereit ist. Im Vatikan wird damit die katholische Friedensethik, die für die Stärke des Rechts statt des Rechts des Stärkeren eintritt“, verraten.
In der Regierungspartei SPD müht man sich, dem in der Frage von Waffenlieferungen an die Ukraine zurückhaltenden Regierungschef Olaf Scholz das Mäntelchen des „Friedenskanzlers“ umzuhängen. Die Forderung des SPD-Fraktionschefs im Bundestag, den Konflikt mit der Ukraine einzufrieren, ist dabei nichts anderes als die Empfehlung an Kiew, von Russland besetzte Gebiete preiszugeben und einen Scheinfrieden unter Moskauer Diktat zu akzeptieren.
Deutschland und Westeuropa haben die längste Periode von Freiheit und Frieden in der Nachkriegszeit durch die Demonstration von Stärke erreicht. Es war die Abschreckung, die Gegner unserer Friedensordnung von direkter Konfrontation abgehalten hat. Nicht die friedensbewegten Ostermarschierer, sondern das Waffenarsenal der NATO und der Nachrüstung waren und sind unsere Lebensversicherung.
Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.
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